Cuba mischt sich ein bei Klimafragen

By Published On: Mai 23, 2022Cate­go­ries: Öko­lo­gie & Nachhaltigkeit

Web­i­na­rio / Hybri­de Ver­an­stal­tung, 18. März 2022

Öko­fe­mi­nis­mus und Natur, Brü­cken bau­en zwi­schen Kämpfen 

MSc. Rei­na María Rodrí­guez Gar­cía (1), Eco­mu­jer, Con­su­la­ción del Sur, Cuba

Es ist sehr real, der Wan­del muss unter dem Dach unse­rer Häu­ser begin­nen.  Manch­mal wün­schen wir uns Ver­än­de­run­gen, und wenn sie ein­tre­ten, haben wir Angst, weil wir nicht wis­sen, wie wir sie bewäl­ti­gen sol­len. Es ist wahr: Was man bei sich selbst nicht ändert, wird man auch bei ande­ren nicht ändern. Es war eine Rei­se zu unse­ren Ver­än­de­run­gen. Wir spre­chen immer von Men­ta­li­täts­wan­del, aber ein Men­ta­li­täts­wan­del ist ohne Ver­hal­tens­än­de­rung nicht mög­lich. Flü­gel sind nicht genug, aber der Wil­le zu flie­gen. Die Macht liegt im Wil­len. Mit gutem Bei­spiel vor­an­ge­hen, der ers­te Schritt liegt bei einem selbst. Manch­mal kann der Wil­le die Flü­gel wach­sen lassen.

Hege­mo­nia­le Männlichkeit

Latein­ame­ri­ka: Ungleich­heit der Geschlech­ter ver­schärft die Armut

Seit 2002 ist die Ein­kom­mens­ar­mut in Latein­ame­ri­ka und der Kari­bik von 40 auf 29 Pro­zent der Bevöl­ke­rung zurück­ge­gan­gen, aber die Zahl der armen Frau­en ist in der Regi­on höher als die der armen Män­ner. Jüngs­te Stu­di­en und Exper­ten beto­nen, dass die Armut nicht besei­tigt wer­den kann, ohne die geschlechts­spe­zi­fi­schen Unter­schie­de zu beseitigen.

Es ist nicht mög­lich, die Ungleich­heit zwi­schen den Klas­sen zu ver­rin­gern, ohne die Ungleich­heit zwi­schen den Geschlech­tern in die Debat­te ein­zu­be­zie­hen; dies soll­te eine Leh­re für lin­ke Regie­run­gen sein“.

Jüngs­ten Daten zufol­ge sind Frau­en in Latein­ame­ri­ka und der Kari­bik trotz der Fort­schrit­te, die fort­schritt­li­che Regie­run­gen in den letz­ten zehn Jah­ren erzielt haben, wei­ter­hin die am stärks­ten aus­ge­grenz­te Grup­pe in der Region.

Der Bericht „Pri­vi­le­gi­en, die Rech­te ver­wei­gern. Extre­me Ungleich­heit und die Ent­füh­rung der Demo­kra­tie in Latein­ame­ri­ka und der Kari­bik“, die von der Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on Oxfam Latin Ame­ri­ca durch­ge­führt wur­de, zeigt das kom­ple­xe Sze­na­rio der Ungleich­heit in der Regi­on und die beson­de­re Situa­ti­on der Frau­en auf.

Fra­gen wie der Zugang zu Bil­dung, Beschäf­ti­gung, sozia­ler Sicher­heit, Land­be­sitz und die Zeit, die für unbe­zahl­te Arbeit auf­ge­wen­det wird, wir­ken sich unmit­tel­bar auf die wirt­schaft­li­che Armut und die Aus­gren­zung von Frau­en­grup­pen aus.

Der Zugang zur Beschäf­ti­gung, ob for­mell oder infor­mell, ist eine Her­aus­for­de­rung. Der Anteil der Frau­en in Latein­ame­ri­ka und der Kari­bik, die kein eige­nes Ein­kom­men haben, ist zwar von 42 Pro­zent im Jahr 2002 auf 32 Pro­zent im Jahr 2011 gesun­ken, doch das Lohn­ge­fäl­le bleibt bestehen und nimmt wei­ter zu.

„Obwohl wir bes­ser aus­ge­bil­det sind, ver­die­nen wir heu­te schät­zungs­wei­se 22 Pro­zent weni­ger als Män­ner“, sag­te Rosa Cañe­te Alon­so, Wirt­schafts­wis­sen­schaft­le­rin und Koor­di­na­to­rin der IGUA­­LES-Kam­­pa­­g­ne von Oxfam in Latein­ame­ri­ka und der Kari­bik, auf dem Podium.

Frau­en erhal­ten für glei­che Arbeit nied­ri­ge­re Löh­ne, aber auch die Wirt­schafts­zwei­ge, in denen sie gewöhn­lich beschäf­tigt wer­den, spie­len eine Rol­le. Nach Anga­ben der Wirt­schafts­kom­mis­si­on für Latein­ame­ri­ka und die Kari­bik (CELAC) waren 2013 fast 77 Pro­zent der erwerbs­tä­ti­gen Frau­en in Bran­chen tätig, die zumeist infor­mell, wenig pro­duk­tiv oder mit häus­li­chen Dienst­leis­tun­gen ver­bun­den sind.

Bezahl­te Arbeit ist ein grund­le­gen­der Schritt zur Ver­rin­ge­rung der geschlechts­spe­zi­fi­schen Unter­schie­de und der Armut. Stu­di­en wei­sen auch dar­auf hin, dass unbe­zahl­te Arbeit wei­ter­hin unsicht­bar bleibt und abge­wer­tet wird. Die Zeit, die Frau­en der Pfle­ge wid­men, ist die elas­tischs­te in der Regi­on, wäh­rend die Zeit der Män­ner die unver­än­der­lichs­te ist.

Daten aus natio­na­len Erhe­bun­gen in Mexi­ko, Cos­ta Rica, Uru­gu­ay und Ecua­dor aus dem Jahr 2007 zei­gen, dass eine Frau im Durch­schnitt sie­ben­ein­halb Stun­den mit unbe­zahl­ter Arbeit ver­bringt, wäh­rend ein Mann nur weni­ger als zwei Stun­den damit beschäf­tigt ist.

„Die Unmög­lich­keit, eine Beschäf­ti­gung auf­zu­neh­men, hat schreck­li­che Aus­wir­kun­gen auf unser Leben. Es schränkt unser Durch­schnitts­ein­kom­men ein, die Mög­lich­keit, in Zukunft eine Ren­te zu bezie­hen, die Kran­ken­ver­si­che­rung hängt davon ab, ob unser Part­ner sie hat oder nicht, bei häus­li­cher Gewalt ist es schwie­ri­ger, den Kreis­lauf der Gewalt zu durch­bre­chen usw.“

Kuba, Erfah­run­gen und gelern­te Lektionen

Aus ver­schie­de­nen Grün­den ist es eine Her­aus­for­de­rung, über Ungleich­heit und Armut in Kuba zu spre­chen. Die von der sozia­lis­ti­schen Regie­rung seit Anfang der 1960er Jah­re ver­folg­te Poli­tik zur Besei­ti­gung der Armut zeig­te Wir­kung, was dazu führ­te, dass das Pro­blem eini­ge Zeit spä­ter unsicht­bar gemacht und geleug­net wurde.

Die Kari­bik­in­sel gilt nach wie vor als eines der ega­li­tärs­ten Län­der der Regi­on. Seit der tief­grei­fen­den wirt­schaft­li­chen und sozia­len Kri­se der 1990er Jah­re zei­gen Sozi­al­stu­di­en jedoch das Wie­der­auf­tre­ten von Ungleich­heit und Armut.

„In Kuba kön­nen wir von einem Phä­no­men der Armut spre­chen, das ganz beson­de­re Merk­ma­le auf­weist, weil es bestimm­te Kri­te­ri­en wie begrenz­tes Ein­kom­men und unsi­che­re Wohn- und Lebens­ver­hält­nis­se teilt. Gleich­zei­tig gibt es aber auch Ele­men­te des sozia­len Schut­zes und der Garantien“,

Der Man­gel an aktu­el­len Daten und For­schungs­er­geb­nis­sen macht es schwie­rig, das Pro­blem in der kuba­ni­schen Gesell­schaft und die Merk­ma­le der in Armut leben­den Bevöl­ke­rung zu erkennen.

Die letz­ten ver­füg­ba­ren Daten stam­men aus dem Jahr 2004, aus einer vom Natio­na­len Insti­tut für Wirt­schafts­for­schung (INIE) ver­öf­fent­lich­ten Stu­die, die einen Ungleich­heits­ko­ef­fi­zi­en­ten (Gini-Koe­f­­fi­­zi­ent) von 0,38 und eine städ­ti­sche Armuts­quo­te von 20 Pro­zent in der Haupt­stadt des Lan­des ergab.

Was die Gleich­stel­lung der Geschlech­ter betrifft, so hat die Poli­tik des all­ge­mei­nen und kos­ten­lo­sen Zugangs zu Bil­dung und Gesund­heit die umfas­sen­de Betei­li­gung der kuba­ni­schen Frau­en am wirt­schaft­li­chen, sozia­len und poli­ti­schen Leben des Lan­des begünstigt.

Sie stel­len 48 Pro­zent der Gesamt­be­schäf­tig­ten im zivi­len Staats­sek­tor und 46 Pro­zent der lei­ten­den Ange­stell­ten. Laut dem Sta­tis­ti­schen Jahr­buch des Natio­na­len Amtes für Sta­tis­tik und Infor­ma­ti­on (Onei) aus dem Jahr 2016 stel­len sie außer­dem 66,8 Pro­zent der tech­nisch und beruf­lich am bes­ten qua­li­fi­zier­ten Arbeitskräfte.

Glei­cher Lohn ist eine Tat­sa­che in die­sem Land. Aus den offi­zi­el­len Daten geht jedoch her­vor, dass Frau­en nach wie vor in den schlech­ter bezahl­ten Berei­chen der Wirt­schaft wie dem öffent­li­chen Sek­tor, dem Han­del und dem Bil­dungs­we­sen stär­ker ver­tre­ten sind.

Akti­vis­ten und Exper­ten pran­gern an, dass die Über­las­tung der Haus­hal­te und die Zeit, die für unbe­zahl­te Arbeit auf­ge­wen­det wird, das Fort­be­stehen einer patri­ar­cha­li­schen Kul­tur wider­spie­geln, die Frau­en die Ver­ant­wor­tung für den Haus­halt und die Betreu­ung von Kin­dern, älte­ren Men­schen und abhän­gi­gen Per­so­nen auferlegt.

„Ich den­ke, wir kön­nen aus den Feh­lern und Lek­tio­nen, die wir in der Regi­on gelernt haben, viel ler­nen. Bei der Steu­er­po­li­tik, die in Kuba ent­wi­ckelt wird, ist es zum Bei­spiel sehr wich­tig zu berück­sich­ti­gen, dass sich in Latein­ame­ri­ka steu­er­freie Zonen für Unter­neh­men nicht bewährt haben, eben­so wenig wie die Besteue­rung des Ver­brauchs über die Prei­se, da sie die Bevöl­ke­rung und ins­be­son­de­re Men­schen mit gerin­gem Ein­kom­men stark benach­tei­ligt“, so der Oxfam-Mitarbeiter.

Die Her­aus­for­de­run­gen im Bereich der Wir­t­­schafts- und Sozi­al­po­li­tik sind komplex.

„Es ist eine gro­ße Her­aus­for­de­rung, die­ses Phä­no­men anzu­er­ken­nen und zu ent­na­tu­ra­li­sie­ren, damit wir uns nicht an die Armut und Ungleich­heit in Kuba gewöh­nen. Wir müs­sen es erken­nen und sicht­bar machen, um die Fak­to­ren und Pro­zes­se zu ermit­teln, die die­ses Phä­no­men beein­flus­sen“, warnt sie.

Zu den wei­te­ren Her­aus­for­de­run­gen gehö­ren: wirt­schaft­li­che Effi­zi­enz ohne Aus­höh­lung der Gerech­tig­keit, ein mehr­di­men­sio­na­ler Ansatz zur Bekämp­fung von Armut und Ungleich­heit, die Auf­recht­erhal­tung der Ver­sor­gung mit hoch­wer­ti­gen Dienst­leis­tun­gen unter beson­de­rer Berück­sich­ti­gung benach­tei­lig­ter Grup­pen und die För­de­rung der Betei­li­gung der Bür­ger an der Gestal­tung und Kon­trol­le der Politik.

„Eine wirk­sa­me Sozi­al­po­li­tik ist eine Poli­tik, die uni­ver­sel­le Qua­li­tät garan­tiert und in der Lage ist, Pro­gram­me für Grup­pen mit beson­de­ren Bedin­gun­gen zu ent­wi­ckeln, wie z. B. allein­er­zie­hen­de Müt­ter, Frau­en mit Arbeits- und Pfle­ge­be­las­tung, Men­schen mit Behin­de­run­gen, schwar­ze und länd­li­che Frau­en. Poli­ti­ken, die die Ungleich­hei­ten aus­glei­chen“, schließt Cañe­te Alonso.

Stu­die pro­gnos­ti­ziert mehr von Frau­en geführ­te Haushalte

Bis zum Jahr 2030 wird mehr als die Hälf­te der kuba­ni­schen Haus­hal­te von Frau­en geführt wer­den, so eine Stu­die des Zen­trums für Bevöl­ke­rungs- und Ent­wick­lungs­stu­di­en (Cep­de) des Natio­na­len Amts für Sta­tis­tik und Infor­ma­ti­on (ONEI).

Die Fach­leu­te die­ser offi­zi­el­len sta­tis­ti­schen Ein­rich­tung gehen davon aus, dass in etwas mehr als einem Jahr­zehnt 52,2 Pro­zent der Haus­hal­te von einer Frau geführt wer­den und dass sich der Auf­wärts­trend bei der weib­li­chen Füh­rung auch danach fort­set­zen wird, wenn man die „Pro­jek­tio­nen der kuba­ni­schen Haus­hal­te 2015–2030“ betrachtet.

Im Jahr 2015, als die Hoch­rech­nun­gen erstellt wur­den, wur­den noch 53,8 Pro­zent der Haus­hal­te im Land von Män­nern geführt.

„Das Haus­halts­ober­haupt trägt die Ver­ant­wor­tung für den Unter­halt, die Erzie­hung und die Suche nach allen Per­so­nen, die die ver­schie­de­nen Bedürf­nis­se der Fami­lie befrie­di­gen“, so die kuba­ni­schen Demo­gra­fin­nen Sonia Casa­sús und María del Car­men Franco.

Indem die Frau als Haus­halts­vor­stand aner­kannt wird, wird all­ge­mein akzep­tiert, dass sie für die wich­tigs­ten Ent­schei­dun­gen ver­ant­wort­lich ist und dass sie, um ihrer Rol­le gerecht zu wer­den, mit den viel­fäl­ti­gen sozia­len und wirt­schaft­li­chen Gege­ben­hei­ten des Umfelds, in dem sie lebt, kon­fron­tiert wer­den muss“, heißt es in dem Arti­kel „La Jefa­tu­ra de hogar en Cuba y Amé­ri­ca Lati­na. Ein Ansatz für regio­na­le und geschlechts­spe­zi­fi­sche Ungleich­hei­ten“, ver­öf­fent­licht von der Latin Ame­ri­can Popu­la­ti­on Association.

Im Fal­le Kubas sind sich die Fach­leu­te jedoch einig, dass eine ein­ge­hen­de­re Unter­su­chung erfor­der­lich ist, um die wich­tigs­ten Ursa­chen für die pro­gnos­ti­zier­te Trend­wen­de bei der Haus­halts­füh­rung zu finden.

For­sche­rin­nen wie Gri­sell Rodrí­guez Gómez vom Zen­trum für demo­gra­fi­sche Stu­di­en (Cedem) an der Uni­ver­si­tät Havan­na emp­feh­len, zu unter­su­chen, ob die Vor­mund­schaft allein oder zu zweit aus­ge­übt wird oder ob es wirt­schaft­li­che Grün­de gibt, z. B. ob sie die ursprüng­li­chen Eigen­tü­mer der Immo­bi­lie sind.

Es wird behaup­tet, dass es ver­schie­de­ne Fak­to­ren gibt, die die Zunah­me der weib­li­chen Füh­rungs­rol­le in Kuba und in Latein­ame­ri­ka im All­ge­mei­nen erklä­ren können.

Aus demo­gra­fi­scher Sicht hängt die­ses Ver­hal­ten mit der Zunah­me von Sin­gles, Tren­nun­gen und Schei­dun­gen sowie der Lebens­er­war­tung bei der Geburt zusammen“,

Aus sozio­öko­no­mi­scher und kul­tu­rel­ler Sicht brin­gen sie es mit der zuneh­men­den Betei­li­gung der Frau­en am Wirt­schafts­le­ben ihrer Län­der in Ver­bin­dung, die es ihnen ermög­licht, wirt­schaft­li­che Unab­hän­gig­keit und sozia­le Auto­no­mie zu erlangen.

In jedem Fall deu­tet der von Cep­de für Kuba beschrie­be­ne Trend auf eine grö­ße­re Bedeu­tung und sozia­le Aner­ken­nung der Frau­en hin, bedeu­tet aber gleich­zei­tig ein höhe­res Maß an Ver­ant­wor­tung, was die Ungleich­hei­ten zwi­schen den Geschlech­tern inner­halb der Haus­hal­te ver­tie­fen kann.

Aus der Stu­die geht auch her­vor, dass die Trends bei der Haus­halts­füh­rung nicht nur auf Unter­schie­de zwi­schen den Geschlech­tern, son­dern auch zwi­schen den Alters­grup­pen hinweisen.

Es wird erwar­tet, dass die Zahl der Haus­hal­te, die von Män­nern und Frau­en im Alter von 15 bis 54 Jah­ren geführt wer­den, abneh­men wird, wäh­rend die Zahl der Haus­hal­te, die von Per­so­nen im Alter von 55 Jah­ren und älter geführt wer­den, zuneh­men wird.

Wur­den im Jahr 2015 schät­zungs­wei­se 17,7 Pro­zent der Haus­hal­te von einer Per­son im Alter von 70 Jah­ren und mehr geführt, so wird die­se Zahl bis 2030 auf 25,5 Pro­zent anstei­gen. Mit ande­ren Wor­ten: Die Rol­le älte­rer Men­schen als Haus­halts­vor­stän­de nimmt zu.

Eben­so wird erwar­tet, dass die Zahl der Men­schen auf dem Archi­pel in den nächs­ten 13 Jah­ren um fast 302.000 zuneh­men wird, wäh­rend die Bevöl­ke­rung nur um 65.000 wach­sen wird.

Ein Anstieg der Zahl der Haus­hal­te bei einem so gerin­gen Bevöl­ke­rungs­wachs­tum dürf­te sich posi­tiv auf die durch­schnitt­li­che Zahl der Per­so­nen pro Woh­nung auswirken.

Auf die­sem Weg soll die Zahl der Haus­hal­te mit einer oder zwei Per­so­nen von 19,7 auf 27,9 Pro­zent im Jahr 2030 stei­gen, wäh­rend die Zahl der Haus­hal­te mit drei oder vier Per­so­nen zurück­ge­hen soll.

Auch bei der Pro­jek­ti­on nach Bun­des­län­dern gibt es eini­ge Unter­schie­de. In Arte­mi­sa, Havan­na und Guan­tá­na­mo dürf­te der Indi­ka­tor leicht über dem Durch­schnitt von drei Per­so­nen pro Haus­halt lie­gen, wäh­rend in Vil­la Cla­ra und Cama­güey die Zah­len im Durch­schnitt unter 2,80 Per­so­nen pro Haus­halt lie­gen würden.

Die Stu­die von Cep­de, die vom Bevöl­ke­rungs­fonds der Ver­ein­ten Natio­nen unter­stützt wird, gilt als Novum und expe­ri­men­tel­le For­schung, da Haus­halts­stu­di­en auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne, ins­be­son­de­re in Latein­ame­ri­ka und der Kari­bik, kaum durch­ge­führt wer­den und die­ses Ana­ly­se­instru­ment zum ers­ten Mal in die­sem Land ver­füg­bar ist.

War­um Gen­der und Umwelt? Für vie­le ist die­se Bezie­hung sehr weit ent­fernt, aber die­se Fra­gen wer­den Ihnen hel­fen zu hin­ter­fra­gen, wor­über wir spre­chen, wenn es um Geschlecht und Umwelt geht:

– Wie ver­hal­ten sich Frau­en und Män­ner zu ihrer Umwelt, nut­zen sie Gemein­gü­ter in glei­cher Wei­se, sind sie mehr oder weni­ger an der Erhal­tung einer bestimm­ten Land­schaft oder eines bestimm­ten Öko­sys­tems inter­es­siert, wie neh­men sie Bio­di­ver­si­tät, Nach­hal­tig­keit, Ernäh­rungs­sou­ve­rä­ni­tät, Kli­ma­wan­del, Umwelt­zer­stö­rung wahr und erle­ben sie dies?

Die Ver­bin­dung zwi­schen Geschlecht und Umwelt bezieht sich auf die Art und Wei­se, wie Frau­en und Män­ner mit natür­li­chen Res­sour­cen und Umwelt­ver­än­de­run­gen umge­hen, wobei Varia­blen wie sozia­le Klas­se, eth­ni­sche Zuge­hö­rig­keit und Alter berück­sich­tigt werden.

  1. Bei­spiel. Im Durch­schnitt ver­brin­gen Frau­en 88 % und Män­ner nur 12 % der Zeit pro Woche mit der Hausarbeit.
  2. Frau­en haben mehr Haus­ar­beit und weni­ger Aner­ken­nung. Män­ner haben weni­ger Auf­ga­ben und mehr Aner­ken­nung. Fast über­all auf der Welt sind die Men­schen für die kom­mer­zi­el­le Nut­zung der natür­li­chen Res­sour­cen ver­ant­wort­lich: Wei­den, Fische­rei, Berg­bau, Gewin­nung von Holz und ver­schie­de­nen Wald­pro­duk­ten. Frau­en hin­ge­gen nut­zen Wäl­der und ande­re Res­sour­cen, um sich mit Nah­rungs­mit­teln, Heil­pflan­zen und Brenn­stof­fen zu ver­sor­gen und sogar um ein Ein­kom­men für ihre Fami­li­en zu erzie­len. Wenn sie jedoch pro­duk­ti­ve Pro­jek­te durch­füh­ren, sto­ßen sie – allein auf­grund ihres Geschlechts – auf gro­ße Schwie­rig­kei­ten, wenn sie Kre­di­te, Unter­stüt­zung, Pro­gram­me, Schu­lun­gen und Inputs im All­ge­mei­nen erhal­ten wollen.
  3. Frau­en sind beson­ders anfäl­lig für die Expo­si­ti­on gegen­über bestimm­ten land­wirt­schaft­li­chen, indus­tri­el­len und Rei­ni­gungs­che­mi­ka­li­en, ins­be­son­de­re wäh­rend der Schwan­ger­schaft und bei der Geburt. Die Expo­si­ti­on gegen­über Pes­ti­zi­den wie­der­um wird mit Aus­wir­kun­gen auf die repro­duk­ti­ve Gesund­heit bei Män­nern, ein­schließ­lich Hoden­krebs in Ver­bin­dung gebracht.
  4. Der Anteil der männ­li­chen Müll­samm­ler beträgt 71,1 % und der der weib­li­chen 79,9 %.

Die Zivil­ge­sell­schaft, das Kul­tur­er­be, die Gemein­schaft und die Umwelt haben zusam­men mit dem Büro des Stadt­his­to­ri­kers ver­schie­de­ne Aktio­nen zuguns­ten der Umwelt durch­ge­führt, ohne Dis­kri­mi­nie­rung zwi­schen den Geschlech­tern, wie es in ganz Kuba der Fall ist.

Des­halb erken­nen der Öko­fe­mi­nis­mus und sei­ne Kämp­fe die Unter­schie­de zwi­schen den ver­schie­de­nen Arten kul­tu­rel­ler Situa­tio­nen an, die es gibt, aber auch, wie Frau­en und Män­ner die­se Rea­li­tä­ten in den Hand­lungs­wei­sen leben, die sich in der Ver­bin­dung mit der Natur mani­fes­tie­ren, und wie die Natur dop­pelt aus­ge­beu­tet wird, inso­fern sie von Män­nern in der Posi­ti­on der Natur und der Posi­ti­on der Frau­en als Natur aus­ge­beu­tet wird.

Wir haben das Gefühl, dass wir uns dem Öko­fe­mi­nis­mus und dem gemein­schaft­li­chen Umwelt­ma­nage­ment nähern, indem wir eine Bür­ger­schaft, eine Ethik ent­wi­ckeln, die pla­ne­ta­risch ist, die uns ver­or­tet und uns die Natur spü­ren lässt, die wir sind, die uns in einen Dia­log mit die­ser ande­ren Natur bringt. DAS IST DIE HERAUSFORDERUNG.

Wir müs­sen den Öko­fe­mi­nis­mus ver­tei­di­gen, auch wenn er eine Strö­mung der aktu­el­len öko­lo­gi­schen Refle­xi­on ist, denn er stärkt ein neu­es rela­tio­na­les Para­dig­ma, das auf den Pfei­lern der poli­ti­schen Öko­lo­gie basiert, d.h. auf der Fähig­keit des Men­schen, sei­nen For­men des Zusam­men­le­bens einen Sinn zu geben und über die Orga­ni­sa­ti­on und die Bezie­hun­gen, die er mit der Umwelt ein­geht, zu entscheiden.

Erin­nern wir uns an das Mot­to des Welt­um­welt­ta­ges im Jahr 2021. „Sie­ben Mil­li­ar­den Träu­me. Ein Pla­net. Kon­sum in Maßen.“

Kämp­fen wir für die Ver­tei­di­gung der Gemein­gü­ter, die dem Wohl­erge­hen aller Men­schen die­nen; wir müs­sen uns unse­rer Rol­le auf dem Pla­ne­ten Erde, die mit der Natur ver­bun­den ist, stär­ker bewusst werden.

Die größ­te Her­aus­for­de­rung besteht dar­in, zu ver­ler­nen und in der trans­for­ma­ti­ven Pra­xis wei­ter zu ler­nen. Das spornt uns an, immer bes­se­re Men­schen zu sein, in uns hin­ein­zu­schau­en. Per­ma­nen­te Her­aus­for­de­rung zum Wan­del, zur Transformation.

Vie­len Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

(1) Rei­na María Rodrí­guez Gar­cía: Lizen­zier­te Geo­gra­phin; Assis­tenz­do­zen­tin am städ­ti­schen Uni­ver­si­täts­zen­trum von Con­so­la­ción del Sur, Cuba; Lei­te­rin des inter­dis­zi­pli­nä­ren Pro­jekts für Umweltkultur