Gue­ril­lera

By Published On: April 9, 2025Cate­go­ries: Geschich­te, News

Wel­chen Wert Vil­ma hat­te! 95 Jah­re nach ihrer Geburt kön­nen wir weder ihr kämp­fe­ri­sches Ver­mächt­nis noch die vie­len Leben ver­ges­sen, die sie für das Gute berührte.

Autorin: Yeilén Del­ga­do Cal­vo | internet@granma.cu

Es war Anfang 1957. Die Ermor­dung des Revo­lu­tio­närs Wil­liam Soler, eines kaum 15 Jah­re alten Teen­agers, ver­setz­te Sant­ia­go de Cuba in einen Schock­zu­stand. Um dage­gen zu pro­tes­tie­ren, wur­de in der Stra­ße Enra­ma­das eine Frau­en­kund­ge­bung organisiert.
Zu die­sem Zeit­punkt war die Bewe­gung des 26. Juli bereits in das Leben der Stadt ein­ge­wo­ben. Vie­le wich­ti­ge Mit­glie­der der Orga­ni­sa­ti­on ver­steck­ten sich im Haus der Fami­lie von Vil­ma Espín Guil­lois, und Frank País ver­bot ihr aus­drück­lich, an der Kund­ge­bung teil­zu­neh­men, da sie eine Gefahr für alle dar­stel­len könnte.
Aber sie konn­te ihre Unru­he nicht unter­drü­cken: Obwohl sie die Ent­schei­dung der Frau­en nicht anzwei­fel­te, befürch­te­te sie, dass die Demons­tra­ti­on ange­sichts des Ansturms der Sol­da­ten auf­ge­löst wer­den wür­de. In ihrer roten Jacke und mit ihrer Kame­ra in der Hand ging sie hin­aus, nach­dem sie Frank ver­si­chert hat­te, dass sie nur Fotos machen würde.
Als jedoch ein Jeep mit Armee­an­ge­hö­ri­gen die Men­schen in San Felix abfing und Vil­ma sah, dass dies Ein­druck mach­te, konn­te sie nicht schwei­gen und rief: „Lasst uns die Hym­ne singen!“
Das taten sie alle, lau­ter und lau­ter. Ein Kor­po­ral stell­te sich vor die jun­ge Frau, die inmit­ten der trau­ern­den Men­ge wie ein rotes Licht war, und sie blieb ihm kei­ne Ant­wort schul­dig. Am nächs­ten Tag erschien das Foto des Streits auf der Titelseite.
Der Vor­fall brach­te ihr eine schar­fe Schel­te von Frank ein; sie wür­de nie wie­der gegen sei­ne Anwei­sung ver­sto­ßen, nicht ohne Auto­ri­sie­rung zu han­deln, nicht ein­mal in dem bit­te­ren Moment sei­ner Beerdigung.
Dis­zi­plin zeich­ne­te Vil­ma aus, aber auch Furcht­lo­sig­keit: Sie war die­je­ni­ge, die kom­pro­mit­tie­ren­de Fotos aus ihrer Brief­ta­sche nahm, ohne dass die Sol­da­ten, die sie ver­haf­ten woll­ten, es bemerk­ten, sie war die­je­ni­ge, die über die Mau­ern schlüpf­te und die wie Was­ser zwi­schen den Fin­gern ihrer Ver­fol­ger davon­lief, die nach ihrem Blut trachteten.
„Wenn sie sie erwi­schen, wer­den sie sie vier­tei­len“, schrieb Raúl in einer Nach­richt. Franks natür­li­che Nach­fol­ge­rin, die Pro­vinz­ko­or­di­na­to­rin von Ori­en­te, gehör­te zu den meist­ge­such­ten Per­so­nen im Flach­land. Stets am Ran­de von Fol­ter und Tod, sahen ihre Kame­ra­den in ihr die Che­fin, nicht nur, weil sie eine natür­li­che Anfüh­re­rin war, son­dern auch wegen einer Gelas­sen­heit, die die­je­ni­gen ver­blüff­te, die den täg­li­chen Ter­ror des Kamp­fes im Unter­grund teilten.
In der Zeit, als Sant­ia­go zur Todes­fal­le wur­de, blieb Vil­ma als Dele­gier­te der Natio­na­len Direk­ti­on in der II. Front Frank País zurück.
Dort wur­de ihre lebens­lan­ge Lie­be zu Raúl gebo­ren, und der Gue­ril­­la-Geist, den sie bereits in sich trug und der sie nie wie­der ver­las­sen wür­de, wur­de für immer gefestigt.
Denn Vil­ma, die zwei­te kuba­ni­sche Frau mit einem Abschluss in Che­mie­in­ge­nieur­we­sen, nahm nach ihrem Tri­umph neben vie­len ande­ren Auf­ga­ben die schwie­rigs­ten Kämp­fe auf sich, die mit Gei­ßeln zu tun hat­ten, die tief im kol­lek­ti­ven und indi­vi­du­el­len Bewusst­sein ver­wur­zelt waren: Anlie­gen wie die Ver­tei­di­gung der Frau­en und ihrer Rech­te, Bil­dungs­pro­zes­se, die Been­di­gung der Diskriminierung.
Ohne ein Blatt vor den Mund zu neh­men, pran­ger­te sie den Machis­mo in den Rei­hen der Revo­lu­tio­nä­re an, ent­larv­te die­je­ni­gen, die für einen Besuch von ihr fal­sche Tat­sa­chen vor­täusch­ten, pran­ger­te mit­ten auf dem Welt­kon­gress den Ver­such an, einen Bericht zu ver­ab­schie­den, den nie­mand gele­sen hat­te. Und sie behan­del­te jeden Fall eines Kin­des, einer Frau oder eines alten Men­schen, als ob es ihre eige­ne Fami­lie wäre.
Sie setz­te auch ihren gan­zen Mut für den Frie­den ein.

8. April 2025 Uta
https://de.granma.cu/cuba/2025–04–07/guerillera