Kuba. Von der Sibo­­ney-Farm zum Ruhm

By Published On: Juli 29, 2022Cate­go­ries: Geschich­te

Aus der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­platt­form RESUMEN LATINOAMERICANO vom 25. Juli 2022:

In den frü­hen Mor­gen­stun­den des 26. Juli 1953 begann die Geschich­te der Kuba­ni­schen Revo­lu­ti­on. Es war ein Kar­ne­vals­sonn­tag in Sant­ia­go de Cuba, der zweit­wich­tigs­ten Stadt des Lan­des. In der nahe gele­ge­nen Gran­ji­ta Sibo­ney, einer angeb­li­chen Hüh­ner­farm, in Wirk­lich­keit aber einem Waf­fen­de­pot, ver­sam­mel­ten sich 136 Revo­lu­tio­nä­re, dar­un­ter zwei Frau­en, Hay­dée San­ta­ma­ría und Mel­ba Hernán­dez. Fast alle Kämp­fer der Jugend der Ortho­do­xen Par­tei ent­schlos­sen sich, den bewaff­ne­ten Kampf gegen die Dik­ta­tur von Ful­gen­cio Batis­ta zu begin­nen. Ihr Anfüh­rer: Fidel Cas­tro Ruz, ein 27-jäh­ri­­ger Anwalt, Kan­di­dat für das Abge­ord­ne­ten­haus bei Wah­len, die durch den Putsch gekürzt wur­den. Fidel war der Sohn eines spa­ni­schen Land­be­sit­zers und wur­de von Jesui­ten erzogen.

In Gran­ji­ta Sibo­ney erfuh­ren die Prot­ago­nis­ten die­ser Geschich­te von der Mis­si­on, die sie erwar­te­te: Angriff auf die Kaser­ne Mon­ca­da und Car­los Manu­el de Cés­pe­des, das Kran­ken­haus und den Jus­tiz­pa­last sowie die Ver­tei­lung von Waf­fen an die zum Auf­stand geru­fe­ne Bevölkerung.

Der Plan schei­ter­te an den Even­tua­li­tä­ten, die die Rea­li­tät dem per­fek­tes­ten revo­lu­tio­nä­ren Pro­jekt auf­er­legt. Sie wur­de mit dem Blut jun­ger Häft­lin­ge bezahlt, gefol­tert und dann rück­sichts­los ermor­det. Unter ihnen Abel San­ta­ma­ría, der zwei­te Befehls­ha­ber der Ope­ra­ti­on, dem die Augen aus­ge­sto­chen wur­den, bevor er getö­tet und sei­ner Schwes­ter Hay­dée über­ge­ben wurde.

Fidel Cas­tro und eine Grup­pe von Über­le­ben­den wur­den zu Gefäng­nis­stra­fen und spä­ter zur Ver­ban­nung ver­ur­teilt. Wäh­rend des Pro­zes­ses ver­tei­dig­te sich Fidel selbst mit einem Plä­doy­er namens  „Die Geschich­te wird mich frei­spre­chen“  , und das war eigent­lich ein Pro­gramm des Kamp­fes für Frei­heit und sozia­le Gerech­tig­keit in Kuba.

Wenn ein Ver­grö­ße­rungs­glas die­ses Doku­ment unter­sucht, fin­det es nur Spu­ren dog­ma­ti­schen mar­xis­ti­schen Den­kens. Was Sie fin­den wer­den, ist ein her­aus­for­dern­der Vor­schlag für eine Rich­tungs­än­de­rung der Nati­on, das heißt, wie es sein soll­te, ein authen­ti­scher und ent­schlos­se­ner Aus­druck eines muti­gen und krea­ti­ven Marxismus.

In Kuba war der Sozia­lis­mus damals „im Besitz“ einer sek­tie­re­ri­schen und dog­ma­ti­schen Minderheit.

Aus Kuba aus­ge­wie­sen, fan­den Fidel und sei­ne Gefähr­ten Asyl in Mexi­ko, wo Ernes­to Che Gue­va­ra sich ihnen anschloss. 82 von ihnen kehr­ten am 2. Dezem­ber 1956 mit der Jacht  Gran­ma nach Kuba zurück . Aber nur eine Hand­voll erreich­te Zuflucht – und Haupt­quar­tier – in der Sier­ra Maes­tra. Von die­ser Posi­ti­on aus begann die Bewe­gung des 26. Juli (M26‑7) den Gue­ril­la­kampf mit star­ker Unter­stüt­zung der Bauern.

In der Zwi­schen­zeit ent­stan­den in Kuba ande­re Grup­pen, die sich dem auf­stän­di­schen Kampf anschlos­sen. Das bemer­kens­wer­tes­te: das vom Uni­ver­si­täts­lei­ter José Anto­nio Eche­ver­ría gegrün­de­te Revo­lu­tio­nä­re Direk­to­ri­um. Die DR führ­te den Angriff auf den Prä­si­den­ten­pa­last und einen Radio­sen­der im April 1957 durch. Eche­ver­ría und meh­re­re sei­ner Gefähr­ten wur­den ermor­det. Eini­ge Tage spä­ter wur­den vier Über­le­ben­de, Opfer einer Denun­zia­ti­on, hin­ge­rich­tet, die sich in der Woh­nung 201 des Gebäu­des Hum­boldt 7 ver­steckt hatten.Der Spit­zel: Mar­cos Rodrí­guez, ein kom­mu­nis­ti­scher Akti­vist, wur­de 1964 vor Gericht gestellt und erschos­sen Grund für sei­nen Ver­rat war Sek­tie­rer­tum. Sei­ne Par­tei bezeich­ne­te den bewaff­ne­ten Kampf der M26‑7 und des Revo­lu­tio­nä­ren Direk­to­rats als „ter­ro­ris­tisch“. Die PSP (Kom­mu­nist) hob erst im August 1958 ihr Veto gegen den auf­stän­di­schen Weg auf,

Fidel Cas­tros poli­ti­sches Talent ermög­lich­te es jedoch, Ein­heit auf­zu­bau­en, indem er das Sek­tie­rer­tum der alten Lin­ken besieg­te. Es gab jedoch Momen­te in der Revo­lu­ti­on, in denen Dog­ma­tis­mus und Sek­tie­rer­tum das in Gran­ji­ta Sibo­ney gebo­re­ne his­to­ri­sche Pro­jekt gefähr­de­ten. Der Prot­ago­nist eines die­ser schwie­ri­gen Momen­te war Aní­bal Escalan­te, ein ehe­ma­li­ger PSP-Kader, des­sen Ver­schwö­rung ent­schie­den abge­bro­chen wurde.

Der sozia­lis­ti­sche Cha­rak­ter der kuba­ni­schen Revo­lu­ti­on wur­de 1961 erklärt. Das Gewis­sen und die Orga­ni­sa­ti­on des kuba­ni­schen Vol­kes erlaub­ten die­sen his­to­ri­schen Schritt. Die Revo­lu­ti­on ris­kier­te ihr Leben, um sich der Blo­cka­de ent­ge­gen­zu­stel­len, die US-Prä­­si­­dent John F. Ken­ne­dy nach dem Schei­tern der Inva­si­on in der Schwei­ne­bucht ver­hängt hatte.

Die Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei Kubas (PCC), das Rück­grat der Revo­lu­ti­on, wur­de Stück für Stück auf­ge­baut. Der M26‑7 bean­spruch­te den revo­lu­tio­nä­ren Sieg nicht. Fidels poli­ti­sche Füh­rung wich der ORI (Inte­grier­te Revo­lu­tio­nä­re Orga­ni­sa­tio­nen) mit der M26‑7, der PSP und dem Revo­lu­tio­nä­ren Direk­to­rat. Dann kam die Ver­ei­nig­te Par­tei der Sozia­lis­ti­schen Revo­lu­ti­on Kubas bis zum 3. Okto­ber 1965, als die Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei Kubas (PCC) gegrün­det wurde.

In die­sem müh­sa­men poli­ti­schen und sozia­len Pro­zess gibt es ein Netz ideo­lo­gi­scher Dis­kus­sio­nen, die dar­auf abziel­ten, die Ein­heit zu stär­ken und vor allem die Unab­hän­gig­keit und Sou­ve­rä­ni­tät Kubas zu stäh­len. Kubas revo­lu­tio­nä­res Den­ken – das auf der Ideo­lo­gie von José Mar­tí und Fidel Cas­tro basiert – hat eine star­ke patrio­ti­sche, latein­ame­ri­ka­ni­sche und inter­na­tio­na­lis­ti­sche Kom­po­nen­te. Die kuba­ni­sche Revo­lu­ti­on betei­lig­te sich hel­den­haft an der Unab­hän­gig­keit Ango­las und Süd­afri­kas, unter­stütz­te den revo­lu­tio­nä­ren Kampf Nica­ra­gu­as, El Sal­va­dors und Gua­te­ma­las mit Men­schen und Waf­fen, gab ohne Zögern ihre Soli­da­ri­tät mit dem von Prä­si­dent Sal­va­dor Allen­de in Chi­le geführ­ten Prozess.

Heu­te steht die kuba­ni­sche Revo­lu­ti­on vor gro­ßen Gefah­ren. Die 60 Jah­re der nord­ame­ri­ka­ni­schen Blo­cka­de haben Ver­lus­te ver­ur­sacht, die sich – nach heu­ti­gen Wer­ten – auf 138.843 Mil­lio­nen Dol­lar belau­fen. Das Land lebt die har­te Rea­li­tät einer bela­ger­ten Fes­tung. Der der­zei­ti­ge US-Prä­­si­­dent hat die Maß­nah­men zur Ersti­ckung Kubas ver­dop­pelt. Ver­su­chen Sie, Fidels Insel in die Knie zu zwin­gen. Die Blo­cka­de schürt Infla­ti­on, Kor­rup­ti­on und Lohn­ver­fall. Die Pro­ble­me ver­schär­fen sich und Tau­sen­de Kuba­ner ver­las­sen die Insel, um dem Elend zu ent­flie­hen. Im Juli letz­ten Jah­res gab es einen Aus­bruch ange­sam­mel­ter Angst. Die von Prä­si­dent Miguel Díaz-Canel ange­führ­ten Behör­den bemü­hen sich, die Wirt­schaft und die sozia­le Nach­fra­ge an die Bedürf­nis­se und Zwän­ge des Sozia­lis­mus die­ses Jahr­hun­derts anzupassen.

Kuba gibt ein Bei­spiel an Tap­fer­keit, das Latein­ame­ri­ka sich zu eigen machen muss.

Akti­ve Soli­da­ri­tät mit Kuba ist nicht nur Pflicht. Es ist auch eine Not­wen­dig­keit, wenn wir Ver­tei­di­gungs­grä­ben für unse­re eige­ne Unab­hän­gig­keit und Sou­ve­rä­ni­tät errich­ten wollen.

Für das Impe­ri­um besteht die Prio­ri­tät dar­in, Kuba zu erwür­gen. Aber dann kom­men die­je­ni­gen, die es wagen, ihre eige­ne Sou­ve­rä­ni­tät zu verteidigen.

Die gewag­te Geschich­te, die vor 69 Jah­ren im Gran­ji­ta Sibo­ney begann, wur­de zu einem latein­ame­ri­ka­ni­schen Epos. Machen wir die­se Geschich­te zu unse­rer eige­nen. Ver­ur­tei­len wir sie nicht zum Selbst­mord der Gleich­gül­tig­keit und des Egoismus.