Kuba erkennt Betreu­ung von Schwer­be­hin­der­ten in der Fami­lie als Beruf an

By Published On: Mai 15, 2025Cate­go­ries: Eman­zi­pa­ti­on

11.05.2025 / von Edgar Göll / amerika21/
In Kuba wird der per­sön­li­che Betreu­ungs­dienst für Fami­li­en mit schwer­be­hin­der­ten Kin­dern künf­tig als bezahl­ter Beruf anerkannt.
Der Minis­ter­rat der Repu­blik hat dies beschlos­sen. Auf einer Pres­se­kon­fe­renz erläu­ter­te Bel­kis Del­ga­do Cáce­res, Direk­to­rin für Prä­ven­ti­on, Unter­stüt­zung und Sozi­al­ar­beit im Minis­te­ri­um für Arbeit und sozia­le Sicher­heit, die Ein­zel­hei­ten. Damit wer­de den Bestim­mun­gen des natio­na­len Sys­tems für die inte­gra­le Betreu­ung des Lebens eben­so ent­spro­chen wie dem neu­en Fami­li­en­ge­setz­buch mit sei­nen erwei­ter­ten Rechten.
Del­ga­do erklär­te, dass Müt­ter, Väter, Groß­el­tern, ande­re Ver­wand­te, Vor­mun­de oder Betreu­ungs­per­so­nen, die sich um schwer­be­hin­der­te Kin­der küm­mern, unab­hän­gig von der finan­zi­el­len Situa­ti­on der Fami­lie Anspruch auf die neue Rege­lung haben können.
Grund­la­ge hier­für ist die Ver­fas­sung von 2019. In Kapi­tel III heißt es: “Der Staat, die Gesell­schaft und die Fami­li­en sind ver­pflich­tet, die Rech­te von Men­schen mit Behin­de­run­gen zu schüt­zen, zu för­dern und ihre vol­le Aus­übung zu gewähr­leis­ten. Der Staat schafft die Vor­aus­set­zun­gen für ihre Reha­bi­li­tie­rung oder für die Ver­bes­se­rung ihrer Lebens­qua­li­tät, per­sön­li­che Auto­no­mie, Inte­gra­ti­on und sozia­le Teilhabe.”
Vor­aus­set­zung für die Inan­spruch­nah­me der neu­en Leis­tung ist, dass die Behin­de­rung des Kin­des unum­kehr­bar und dau­er­haft ist, sodass weder ein Zugang zum natio­na­len Bil­dungs­sys­tem noch eine ande­re insti­tu­tio­nel­le Alter­na­ti­ve zur Betreu­ung oder Beschäf­ti­gung besteht. Die­se Bedarfs­la­ge muss durch die Ein­rich­tung des öffent­li­chen Gesund­heits­sys­tems der jewei­li­gen Wohn­ge­mein­de bestä­tigt werden.
Die loka­len Ver­wal­tun­gen haben die wirt­schaft­li­che und fami­liä­re Situa­ti­on der Betrof­fe­nen zu über­prü­fen und regel­mä­ßig zu aktua­li­sie­ren, um die geneh­mig­ten Leis­tun­gen umzu­set­zen. Die zustän­di­gen Ver­si­che­rungs­stel­len wie­der­um sol­len das neue Arbeits­ver­hält­nis for­ma­li­sie­ren, die Ein­hal­tung der gesetz­lich ver­an­ker­ten Rech­te in Bezug auf Arbeit, sozia­le Sicher­heit und Steu­ern gewähr­leis­ten sowie die Erfül­lung der mit der Dienst­leis­tung ver­bun­de­nen Pflich­ten kontrollieren.
Dar­über hin­aus sieht die neue Ver­ord­nung vor, dass die ange­stell­te Betreu­ungs­per­son zusätz­lich Tätig­kei­ten im Rah­men von Fern- oder Tele­ar­beit aus­üben oder sich im häus­li­chen Umfeld selbst­stän­dig machen kann, um das Fami­li­en­ein­kom­men zu stei­gern – vor­aus­ge­setzt, dass die­se Mehr­fach­be­las­tung die Betreu­ungs­auf­ga­be nicht beein­träch­tigt. Zudem müs­sen Betreu­ungs­per­so­nen eine ent­spre­chen­de Aus­bil­dung an Fach­schu­len absol­vie­ren und zer­ti­fi­ziert wer­den, um eine fach­ge­rech­te Betreu­ung zu gewährleisten.
Del­ga­do beton­te, dass mit der Ver­ab­schie­dung die­ser Ver­ord­nung die Rech­te der Betreu­ungs­per­so­nen als Beschäf­tig­te recht­lich aner­kannt wer­den und sich das Ein­kom­men der Fami­li­en mit schwer­be­hin­der­ten Kin­dern deut­lich erhö­hen könne.
Die Unter­stüt­zungs­leis­tun­gen für Men­schen mit Behin­de­run­gen in Kuba wer­den immer wie­der gelobt.
Exem­pla­risch beschrieb dies der Jour­na­list Jor­gi­to Enri­que Jérez Beli­sa­rio, der 1993 mit einer schwe­ren spas­ti­schen Läh­mung zur Welt kam, in einem Inter­view: “Ich ver­dan­ke alles, was ich bin, dem sozia­lis­ti­schen Kuba. Was wäre aus mir gewor­den, wenn ich in einem kapi­ta­lis­ti­schen Land der soge­nann­ten ers­ten Welt gebo­ren wor­den wäre? Ich wäre heu­te nicht am Leben. 48 Stun­den nach mei­ner Geburt hat­te ich eine schwe­re phy­sio­lo­gi­sche Gelb­sucht, die zwei Ader­läs­se und Blut­trans­fu­sio­nen erfor­der­te, um den extrem hohen Bili­ru­­bin- Wert zu sen­ken. Es war der Beginn eines Wett­laufs ums Leben mit mil­lio­nen­schwe­ren Behand­lun­gen, für die mei­ne Fami­lie kei­nen ein­zi­gen Cent bezahlte.”
Quellen:granma [3] jw [4]