Kuba trotzt Hur­ri­kan und Washington

By Published On: Okto­ber 31, 2025Cate­go­ries: News, US Blo­cka­de

Prä­ven­ti­on ret­tet Men­schen­le­ben, aber mate­ri­el­le Schä­den immens. Von der UN-Vol­l­­ver­­­sam­m­­lung erneut ver­ur­teil­te US- Blo­cka­de behin­dert Wiederaufbau
Vol­ker Herms­dorf (Jun­ge Welt 31.10.25)
Der Tro­pen­sturm »Melis­sa« hat in der nörd­li­chen Kari­bik eine Schnei­se der Ver­wüs­tung hin­ter­las­sen. In Hai­ti kamen min­des­tens 24 Men­schen ums Leben, auf Jamai­ka vier; in der Domi­ni­ka­ni­schen Repu­blik gab es ein wei­te­res Opfer. Hun­der­te wer­den noch ver­misst, Tau­sen­de haben alles ver­lo­ren. Häu­ser, Stra­ßen, Brü­cken und Plan­ta­gen sind zer­stört. Aus Kuba wer­den bis­lang kei­ne Todes­op­fer gemel­det – ein Erfolg des dort seit Jah­ren eta­blier­ten Sys­tems zur Hur­ri­kan­prä­ven­ti­on, das die Regie­rung trotz der anhal­ten­den US-Blo­ck­a­­de aufrechterhält.
»Wich­tig ist, dass wir leben«, zitier­te AP den 54jährigen Fischer Alexis Ramos, der vor den Trüm­mern sei­nes zer­stör­ten Hau­ses im Osten der Insel stand. Prä­si­dent Miguel Díaz-Canel zog auf einer Video­kon­fe­renz mit Ver­ant­wort­li­chen der Kom­mu­nis­ti­schen Par­tei Kubas (PCC) in den betrof­fe­nen Pro­vin­zen eine ers­te Bilanz: »Wir haben uns auf das schlimms­te Sze­na­rio vor­be­rei­tet, und die Maß­nah­men haben sich als wirk­sam erwie­sen.« Noch bevor der Sturm auf Land traf, waren Trans­port­mit­tel bereit­ge­stellt wor­den, um rund 735.000 Men­schen aus gefähr­de­ten Gebie­ten recht­zei­tig zu eva­ku­ie­ren. Kata­stro­phen­schutz, medi­zi­ni­sche Teams, Ret­tungs­ein­hei­ten der Armee und frei­wil­li­ge Hel­fer stan­den in Alarm­be­reit­schaft. Die­se Vor­sor­ge­maß­nah­men ret­te­ten Men­schen­le­ben, konn­ten Zer­stö­run­gen jedoch nicht ver­hin­dern. Die mate­ri­el­len Schä­den sind katastrophal.
Die Fol­gen des Hur­ri­kans wer­den Kubas ohne­hin schwe­re Wirt­schafts­kri­se wei­ter ver­schär­fen. Schon zuvor hat­te das Land unter häu­fi­gen Strom­aus­fäl­len, Trei­b­­stoff- und Lebens­mit­tel­knapp­heit gelit­ten. Haupt­ur­sa­che der Mise­re ist die seit 63 Jah­ren von den USA ver­häng­te Wirtschafts‑, Han­­dels- und Finanz­blo­cka­de, die von der über­wäl­ti­gen­den Mehr­heit der UN-Mit­­glied­s­län­­der – gleich­zei­tig mit dem Durch­zug des Tro­pen­sturms – zum 33. Mal in Fol­ge ver­ur­teilt wur­de. Und wäh­rend die USA »effi­zi­en­te« und »wirk­sa­me« Hil­fen für die übri­gen kari­bi­schen Insel­staa­ten zusag­ten, kün­dig­te ihr UN-Bot­­schaf­­ter Mike Waltz zugleich die Fort­set­zung der Zwangs­maß­nah­men gegen Kuba an.
Trotz inten­si­ven Drucks und diplo­ma­ti­scher Bemü­hun­gen Washing­tons, euro­päi­sche und latein­ame­ri­ka­ni­sche Län­der zu einer Ableh­nung oder Ent­hal­tung zu bewe­gen, stimm­ten 165 Staa­ten in der UN-Gene­ral­­ver­­­sam­m­­lung für die Reso­lu­ti­on zur Auf­he­bung der Blo­cka­de. Nur sie­ben Län­der – die USA, Isra­el, Argen­ti­ni­en, Para­gu­ay, Ungarn, Nord­ma­ze­do­ni­en und die Ukrai­ne – votier­ten dage­gen. Zwölf Staa­ten, dar­un­ter Polen, Est­land, Lett­land und Litau­en, die damit wie Ungarn von der gemein­sa­men Linie der EU abwi­chen, ent­hiel­ten sich. Da neun Län­der der­zeit kein Stimm­recht haben, nah­men 184 der 193 UN-Mit­­glie­­der an der Abstim­mung teil. Der ukrai­ni­sche UN- Bot­schaf­ter und Fan des Nazi­kol­la­bo­ra­teurs Ste­pan Ban­de­ra, Andrij Mel­nyk, warf Kuba im Anschluss vor, Söld­ner in den Ukrai­­ne-Krieg zu schi­cken. Kiew kün­dig­te an, sei­ne Bot­schaft in Havan­na noch in die­sem Jahr zu schließen.
Ihre Soli­da­ri­tät mit Kubas Posi­ti­on erklär­ten dage­gen 29 der 33 latein­ame­ri­ka­ni­schen Staa­ten sowie nahe­zu alle Län­der Asi­ens und Afri­kas. Mexi­ko erin­ner­te dar­an, dass Sank­tio­nen laut UN-Char­­ta aus­schließ­lich durch den Sicher­heits­rat ver­hängt wer­den dür­fen und die US-Maß­­nah­­men daher völ­ker­rechts­wid­rig sei­en. Chi­na sprach von »bru­ta­len kolo­nia­len Prak­ti­ken« der USA und kün­dig­te an, die wirt­schaft­li­che Zusam­men­ar­beit mit Kuba aus­zu­bau­en. Auch wenn Reso­lu­tio­nen der UN- Voll­ver­samm­lung recht­lich nicht bin­dend sind, zei­gen sie, dass Washing­ton mit sei­ner Blo­cka­de­po­li­tik gegen­über Kuba in der Welt iso­liert ist.
https://www.jungewelt.de/artikel/511470.unblock-cuba-kuba-trotzt-hurrikan-und- washington.html