Die, die kämpfte

By Published On: Okto­ber 12, 2025Cate­go­ries: News

Tod im Exil auf Kuba: Die Revo­lu­tio­nä­rin und Schrift­stel­le­rin Assa­ta Shakur ist gestorben.
Die afro­ame­ri­ka­ni­sche Frei­heits­kämp­fe­rin Assa­ta Shakur starb am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag in Havan­na, Kuba, wo sie die letz­ten vier Jahr­zehn­te ihres Lebens im Exil ver­bracht hat­te. Sie wur­de 78 Jah­re alt. Das kuba­ni­sche Außen­mi­nis­te­ri­um gab bekannt, Shakur sei »auf­grund von gesund­heit­li­chen Pro­ble­men und hohen Alters« gestor­ben. Die frü­he­re Mili­tan­te der Black Pan­ther Par­ty und der Black Libe­ra­ti­on Army (BLA) war dem revo­lu­tio­nä­ren Kuba dafür dank­bar gewe­sen, sie als Reprä­sen­tan­tin der schwar­zen Befrei­ungs­be­we­gung gewür­digt und vor den ras­sis­ti­schen Häschern der US-Bun­­des­­po­­li­­zei geschützt zu haben. Sie starb als frei­er Mensch und muss­te nicht das Schick­sal so vie­ler poli­ti­scher Gefan­ge­ner aus den indi­ge­nen und schwar­zen Bewe­gun­gen ihres Lan­des teilen.
Trau­er der Tochter
»Wor­te kön­nen die Tie­fe mei­ner Trau­er in die­sem Moment nicht beschrei­ben«, schrieb ihre Toch­ter Kaku­ya Shakur im Inter­net. »Am 25. Sep­tem­ber um etwa 13.15 Uhr hat mei­ne Mut­ter, Assa­ta Shakur, ihren letz­ten irdi­schen Atem­zug getan«, erklär­te sie und dank­te allen, »die ihr mit mir trau­ert und mir die Kraft gebt, die ich in die­sem Moment brau­che«. Kaku­ya war Mit­te der 1970er Jah­re wäh­rend des Gerichts­pro­zes­ses von ihrer Mut­ter im Gefäng­nis zur Welt gebracht wor­den und wuchs bei Shakurs Tan­te, der Bür­ger­rechts­an­wäl­tin Eve­lyn Wil­liams, in den USA auf.
Für eine freie­re Welt
Pri­son Radio bedau­er­te am Frei­tag in einer kur­zen Mit­tei­lung den Ver­lust »einer Revo­lu­tio­nä­rin, Schrift­stel­le­rin und lei­den­schaft­li­chen Ver­fech­te­rin der Befrei­ung der Schwar­zen«. Ihr Leben sei »geprägt gewe­sen von Mut und Trotz«. Assa­ta habe sich gegen das Unter­drü­ckungs­sys­tem gestellt und »Gene­ra­tio­nen dazu inspi­riert, Wider­stand zu leis­ten, sich zu orga­ni­sie­ren und sich eine freie­re Welt vor­zu­stel­len«. Dass »selbst die mäch­tigs­ten Gefäng­nis­mau­ern und die schlimms­te staat­li­che Unter­drü­ckung über­wun­den wer­den kön­nen«, habe sie in ihrem Gedicht »Bekennt­nis« aus­ge­drückt: »Wenn ich über­haupt etwas weiß, dann, dass eine Mau­er nur eine Mau­er ist und sonst gar nichts. Sie kann nie­der­ge­ris­sen werden.«
In die­sem Bewusst­sein trat sie von ihrem Exil aus uner­müd­lich für poli­ti­sche Gefan­ge­ne ein. Über Mumia Abu-Jamal schrieb sie ein­mal (sie­he jW vom 18. Mai 2015): »Als ich das ers­te Mal die Auf­nah­me eines von Mumia Abu-Jamal im Gefäng­nis geschrie­be­nen und gespro­che­nen Radio­bei­trags hör­te, begriff ich sofort, war­um Jus­tiz und Poli­zei der Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka von Anfang an so ent­schlos­sen waren, ihn hin­zu­rich­ten. (…) Wir kön­nen Mumia ret­ten, und wir müs­sen ihn ret­ten! Weil wir unse­ren Bru­der hier drau­ßen an unse­rer Sei­te im Kampf für die Frei­heit brau­chen. Befrei­en wir Mumia Abu-Jamal und alle poli­ti­schen Gefangenen!«
Nicht aufzuhalten
Als sie selbst ab 1973 über sechs Jah­re in Haft saß, habe »ihre Stim­me stets das Leben, die Wahr­heit und die Mög­lich­keit der Ver­än­de­rung bekräf­tigt, selbst in den dun­kels­ten Zei­ten«, so Pri­son Radio. »Jeder Ver­such, sie auf­zu­hal­ten, war zum Schei­tern ver­ur­teilt«, so der seit 35 Jah­ren inhaf­tier­te Kevin »Ras­hid« John­son schon vor einem Jahr in einem Bei­trag über Assa­ta Shakur. »Sie dach­ten, eine Zel­le wür­de sie auf­hal­ten, aber das soll­te nicht sein, die Lie­be der Men­schen befrei­te sie«, schrieb John­son über die lis­ti­ge Akti­on, mit der die BLA sie Anfang Novem­ber 1979 aus einem Gefäng­nis in New Jer­sey befrei­te und ihr den Weg eröff­ne­te, auf die kuba­ni­sche Insel zu gelan­gen, wo sie 1984 poli­ti­sches Asyl fand. Die Bedeu­tung ihres afri­ka­ni­schen Namens pas­se per­fekt zu ihr, erklär­te John­son: »Die, die kämpft – Assa­ta.« Ein aus­führ­li­cher Nach­ruf folgt.
Hin­ter­grund: Biographisches
Assa­ta Shakur wur­de am 16. Juli 1947 als JoAn­ne Debo­rah Byron im New Yor­ker Stadt­teil Jamai­ca gebo­ren. Wie vie­le Mit­glie­der der Black Pan­ther Par­ty nahm sie einen afri­ka­ni­schen Namen an: Assa­ta Olug­ba­la Shakur. Bei einer als Ver­kehrs­kon­trol­le getarn­ten Ver­haf­tung drei­er unter­ge­tauch­ter Mit­glie­der der Black Pan­ther Par­ty am 2. Mai 1973 wur­de Assa­ta Shakurs Lebens­ge­fähr­te Zayd Malik Shakur erschos­sen und Sun­di­an­ta Aco­li (geb. 1937) ver­haf­tet. Er wur­de 2022 aus der Haft ent­las­sen. Assa­ta Shakur wur­de am 2. Novem­ber 1979 aus dem Gefäng­nis befreit. Nach Jah­ren im Unter­grund erhielt sie 1984 poli­ti­sches Asyl in Kuba, wo sie auch ihre Auto­bio­gra­phie »Assa­ta« schrieb
Jür­gen Hei­ser (29.09.2025, Tages­zei­tung Jun­ge Welt)

Wei­ter­le­sen hier: https://www.jungewelt.de/artikel/509291.assata-shakur-die-die-kämpfte.html