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Fidel Castro warnte vor 20 Jahren vor Folgen des Afghanistan-Kriegs der USA und der Nato
Am 27. November 2001 äußerte Fidel Castro sich in Havanna zu den von den USA und der NATO begonnenen militärischen Einsätzen in Afghanistan und warnte bereits vor den – aus seiner Sicht – vorhersehbaren Folgen. (Hervorhebungen durch gefettete Schrift vom Journalisten Volker Hermsdorf).
Ansprache des Präsidenten der Republik Kuba, Fidel Castro Ruz, auf der antiimperialistischen Tribüne „Jose Marti“ am 27. November 2001 (Auszüge)
»… Ich sagte bereits, daß ich vor dem Schluß noch einmal auf das Thema Terrorismus, Krieg und Weltwirtschaftskrise zurückkommen würde.
Zwar ist unsere Position bekannt, doch scheint es mir angebracht, daran zu erinnern, daß wir noch am selben 11. September wenige Stunden nach den Ereignissen, nachdem wir unsere Verurteilung dieses brutalen Anschlags und unsere ehrliche und selbstlose Solidarität mit dem Volk der Vereinigten Staaten bekundeten – denn wir haben um keinerlei Gegenleistung gebeten und erwarten nichts dafür – unsere Überzeugung zum Ausdruck brachten, an der wir bis heute mit mehr Kraft und Gewißheit denn je festhalten: „Keines der heutigen Probleme der Welt kann durch Anwendung von Gewalt gelöst werden. (…) Die internationale Gemeinschaft muß ein weltweites Bewußtsein gegen den Terrorismus schaffen. (…) Nur die kluge Politik der Suche nach der Kraft von Konsensus und Weltöffentlichkeit kann das Problem mit der Wurzel ausrotten. (…) Diese so ungewöhnliche Tat könnte dazu dienen, den weltweiten Kampf gegen den Terrorismus zu entfachen. (…) Die Welt wird nicht zu retten sein, wenn sie nicht den Weg des Friedens und der internationalen Zusammenarbeit geht.“
In San Antonio de los Baños äußerte ich eine Woche später im Namen unseres Volkes: „Was auch kommen mag (d.h. ob Krieg oder nicht), wir werden niemals zulassen, daß unser Territorium für Terroranschläge gegen das Volk der Vereinigten Staaten benutzt wird.“ Noch etwas fügte ich hinzu: „Wir werden alles, was in unserer Macht steht, tun, um gegen das Volk gerichtete Aktionen dieser Art zu vermeiden. Heute bekunden wir ihm unsere Solidarität mit unserem Aufruf zur ruhigen Überlegung und zum Frieden. Irgendwann wird man uns recht geben.“
Eine Woche später, anläßlich der am 29. September in Ciego de Avila stattfindenden Offenen Tribüne der Revolution, bestand ich weiterhin auf unserem Standpunkt: „Es sollte sich jedoch keiner der Illusion hingeben, die Völker wie auch viele ehrenhafte politische Führer werden nicht reagieren, sobald die Kriegshandlungen Realität und ihre Schreckbilder bekannt werden. Sie werden es dann sein, die den Raum der traurigen und beeindruckenden Bilder der New Yorker Ereignisse einnehmen, deren Vergessen einen nicht wiedergutzumachenden Schaden im Gefühl der Solidarität mit dem US- amerikanischen Volk anrichten würde; dieses Gefühl ist heute ein Hauptfaktor zur Beseitigung des Terrorismusphänomens ohne die Notwendigkeit von Kriegen mit nicht vorhersehbaren Folgen und ohne den Tod von unzählbaren unschuldigen Menschen.
„Die ersten Opfer sind bereits zu sehen: Millionen Menschen auf der Flucht vor dem Krieg; Bilder von Kindern mit leichenhaftem Aussehen, die die Welt bewegen werden und
deren Kennenlernen durch nichts vermieden werden kann.“
Die Ereignisse, zu denen es kommen wird, werden uns immer mehr Recht geben.
Im Leitartikel der Zeitung Granma, des offiziellen Organs unserer Partei, vom 8. Oktober, der wenige Stunden nach Kriegsbeginn veröffentlicht wurde, heißt es: „Es ist kein Krieg gegen den Terrorismus; (…) es ist ein Krieg, dessen militärische Operationen es viel komplizierter und schwerer machen, ihn auszurotten. Ein Heilmittel, das schlimmer ist als die Krankheit.“
„Jetzt wird es Meldungen regnen über Bomben, Raketen, Luftangriffe, das Aufrollen von Panzern mit Truppen von den Invasoren verbündeten Ethnien, Luftlandetruppen und Vormarsch von Elitetruppen der angreifenden Länder; von in mehr oder weniger kurzer Zeit eingenommenen Städten einschließlich der Hauptstadt; Fernsehdokumentationen soweit es die Zensur erlaubt oder sie dieser entrinnen. Die Gefechte werden gegen die Einwohner des Landes geführt werden und nicht gegen die Terroristen. Es gibt keine Bataillone oder Armeen von Terroristen. Es ist diese eine düstere Methode, eine unheilvolle Auffassung von Kampf, ein Gespenst.“
Nach 26 Tagen anhaltender Bombenabwürfe können alle, die Tag für Tag die Ereignisse verfolgt haben, feststellen, daß bis jetzt alles so gekommen ist, wie wir es vorausgesehen hatten.
Der Krieg hatte mit Unerbittlichkeit begonnen. Wir wußten, daß es schwerlich anders kommen würde, ja es war faktisch unmöglich. Doch wir ließen uns deshalb weder vorher noch danach entmutigen, noch kamen wir von unseren Positionen ab.
Weiterhin bestanden wir mit Nachdruck darauf, daß der Kampf gegen den Terrorismus und gegen den Krieg geführt werden mußte. Niemals beseelte uns der Geist des Revanchismus oder der Rachsucht gegenüber den Vereinigten Staaten. Mit Betrübnis stellte ich Über- legungen an zu dem Fehler, den sie nach meinem Dafürhalten begangen, äußerte jedoch kein Wort der Beschimpfung oder persönlichen Beleidigung. Oftmals habe ich all jenen gesagt, die an diesem großen Kampf der Ideen teilnehmen: Es muß niemand persönlich verletzt werden. Es sind die Tatsachen zu nennen, Adjektive zu vermeiden, kühle Überlegungen anzustellen, Argumente anzuführen. Das wird unsere moralische Autorität bewahren und keiner wird dann berechtigt sein, die Stärke und die Ehrlichkeit unserer Positionen infrage zu stellen.
Heute befürchte ich, daß, wenn es die Möglichkeit gegeben hat, den Terrorismus ohne Krieg durch einmütige Kooperation und Unterstützung der internationalen Gemeinschaft auszurotten, die zu wirklich effizienten Maßnahmen und der Bildung eines tiefen moralischen Bewußtseins gegen den Terrorismus führt, diese Möglichkeit mit jedem Tag in weitere Ferne rückt.
Das Schlimmste wäre, es stellte sich der Punkt ein, an dem eine Lösungsfindung auf jenem Wege schon nicht mehr möglich ist, denn mit wachsender Klarheit sehe ich, wie absurd und unmöglich eine durch Krieg angestrebte Lösung ist. Ich versuche zu erraten, was sich die politischen und militärischen Strategen der Vereinigten Staaten dabei dachten. Vielleicht meinten sie, mit dem kolossalen Truppenaufgebot den Willen der Taliban zu beugen; vielleicht hegte man die Hoffnung der vernichtende Erstschlag erreiche dieses Ziel. Alle Welt kennt die Berechnungen der NATO im Krieg gegen Jugoslawien; der Gedanke war, das Ziel in fünf Tagen erreicht zu haben, und vergangen waren fast 80 Tage, ohne daß sie es erreicht hatten. Ebenso ist bekannt, daß trotz des außerordentlichen Aufgebots an Technik und Mitteln die serbische Armee faktisch intakt blieb. Nicht gering war der Druck durch die Gesandten
Rußlands und Finnlands zur „Überredung“ des Gegners auf diplomatischem Wege, als die Stunde gekommen war, Bodengefechte auszutragen, etwas, woran viele Mitglieder der Koalition recht wenig Gefallen fanden. …
Die militärische Aktion in Afghanistan ist voller Gefahren. .….. Die logischste Frage, die ich mir stellen kann, ist, ob die mit den Vereinigten Staaten befreundeten Regierungsoberhäupter mit langjähriger Amts- und politischer Erfahrung diese genannten potentiellen Gefahren nicht sahen, warum sie sie nicht gewarnt, nicht davon abgebracht haben. Es ist erwiesen, daß die Vereinigten Staaten von ihren Freunden gefürchtet, aber nicht geschätzt werden.
Es ist immer schwierig, zu diesen Themen Mutmaßungen aufzustellen. Doch über etwas kann ich absolut sicher sein: Es genügt wenn 20 000 oder 30 000 Mann intelligente Methoden eines irregulären Krieges benutzen – die gleichen, die die Vereinigten Staaten einsetzen wollen – und dieser Kampf kann zwanzig Jahre andauern. Es ist absolut unmöglich, die afghanischen Gegner in einem irregulären Krieg mit Bomben und Missiles, welchen Kalibers oder welcher Stärke jene Waffen auch sein mögen, auf einem Gelände wie dem jenes Landes zu reduzieren.
Den schwierigsten psychologischen Moment haben sie bereits hinter sich. Sie haben alles verloren: die Familie, das Eigentum, die Gebäude. Sie haben absolut nichts mehr zu verlieren. Keine Logik weist darauf hin, daß sie die Waffen niederlegen, auch nicht nach der Beseitigung ihrer Hauptführer. Der Einsatz taktischer Nuklearwaffen, wie ihn einige empfehlen, wäre eine hundertfache Multiplikation des Fehlers, führe zu unwiderstehlicher Kritik und allgemeiner Isolierung. Daher habe ich nie geglaubt, derartige Taktiken könnten, auch nicht im heißesten Zorn, ernsthaft durch den Kopf derer gegangen sein, die an der Spitze jenes Landes stehen.
Es sind Überlegungen, die ich ausspreche. Ich glaube, man verhält sich solidarisch mit dem US-amerikanischen Volk, das bei einer abscheulichen Aggression Tausender unschuldiger Menschenleben verlustig ging – darunter Jungen und Mädchen, Jugendliche und Senioren, Männer und Frauen – wenn man offen sagt, was man denkt. Diese Opfer von Menschenleben sollen nicht umsonst gewesen sein. Sie sollen dazu dienen, viele Leben zu retten und sie sollen beweisen, daß Denken und Bewußtsein mehr vermögen als Terror und Tod.
Wir denken nicht, daß ein Verbrechen, wo es auch begangen wird, unbestraft bleiben darf. Mir stehen keine Beweise zur Seite, um irgendwen anzuklagen. Doch wären die Schuldigen jene, die die Regierung der Vereinigten Staaten zu bestrafen und zu eliminieren trachtet, so darf niemand auch nur den geringsten Zweifel hegen, daß die Art und Weise, wie sie vorgehen, Altare hervorbringen, an denen Millionen Männer und Frauen jene wie Heilige verehren, in denen sie (die Vereinigten Staaten) die Mörder sehen.
Lohnenswerter wäre ein Riesenaltar für den Frieden, an dem die Menschheit all jenen Ehre zollt, die zu unschuldigen Opfern des Terrors und der blinden Gewalt wurden, sei es ein US-amerikanisches oder ein afghanisches Kind. …
Quelle:
https://fidelcastroarchiv.blogspot.com/2001/11/