Hur­ri­kan trifft auf Kuba

By Published On: Sep­tem­ber 29, 2022Cate­go­ries: News

Tro­pen­sturm »Ian« verwüstet Wes­ten des Lan­des. Vor­sor­ge­maß­nah­men ret­ten Menschenleben!

Vol­ker Herms­dorf                                                                                                            Jun­ge Welt (29.09.2022)

Der Tro­pen­sturm »Ian« ist am Diens­tag vor­mit­tag (Orts­zeit) mit Wind­ge­schwin­dig­kei­ten von bis zu 205 Kilo­me­tern in der Stun­de über den Wes­ten Kubas gezo­gen und hat am Nach­mit­tag Kurs auf Flo­ri­da genom­men. In den west­li­chen Pro­vin­zen der Insel leg­te er die Strom­ver­sor­gung und Tele­fon­ver­bin­dun­gen von rund einer Mil­li­on Men­schen lahm. Die Stadt Pinar del Río befand sich nach Anga­ben des kuba­ni­schen Meteo­ro­lo­gi­schen Insti­tuts (Ins­met) andert­halb Stun­den im Auge des Hur­ri­kans. Zahl­rei­che Dächer wur­den abge­deckt, Lei­tun­gen beschädigt, Bäume und Strom­mas­ten umge­wor­fen. In vie­len Orten ver­ur­sach­ten sint­flut­ar­ti­ge Regenfälle zerstörerische Überschwemmungen. In der Pro­vinz Pinar del Río star­ben zwei Per­so­nen, wie die Agen­tur Pren­sa Lati­na mel­de­te. Das welt­weit als vor­bild­lich gel­ten­de Sys­tem der Hurrikanprävention ver­hin­der­te Schlimmeres.

Um 3.25 Uhr war »Ian« als Hur­ri­kan der Kate­go­rie drei von ins­ge­samt fünf Warn­stu­fen in der Stadt La Colo­ma an der Südküste auf Land getro en, nach­dem sein Zen­trum in der Nähe der Insel der Jugend vor­bei­ge­zo­gen war. In der Pro­vinz Pinar del Río wur­den vor­sorg­lich über 50.000 Anwoh­ner küstennaher Gebie­te in Sicher­heit gebracht. Ret­tungs­trupps waren in die bedroh­ten Regio­nen abkom­man­diert und Ein­hei­ten des Kata­stro­phen­schut­zes, Seu­chen­spe­zia­lis­ten und frei­wil­li­ge Hel­fer in Alarm­be­reit­scha ver­setzt wor­den. Die Vor­sor­ge­maß­nah­men ret­te­ten Men­schen­le­ben, konn­ten die Zerstörungen aber nicht ver­hin­dern. »Ein Rund­gang durch die Haupt­ver­kehrs­adern von Pinar del Río zeigt eine verwüstete Stadt«, mel­de­te das Online­por­tal Cuba­de­ba­te zehn Stun­den nach Durch­zug des Sturms.

Zu den am stärksten betro enen Gemein­den gehörten außer­dem San Luis und San Juan y Martínez in der Tabak­re­gi­on Vuel­ta Aba­jo. Kuba­ni­sche Medi­en berich­te­ten über Schäden an Tabak­kul­tu­ren und Gebäuden. Die Fin­ca des bekann­ten – 2010 ver­stor­be­nen – Pflan­zers Ale­jan­dro Robai­na in San Juan y Martínez, seit dem späten 19. Jahr­hun­dert eine der bekann­tes­ten Tabak­far­men Kubas, wur­de schwer beschädigt. »In den 40 Jah­ren mei­nes Lebens habe ich so etwas noch nie gese­hen«, sag­te Rosa­na Acos­ta aus La Colo­ma Pren­sa Lati­na. Die Wucht des Sturms hat­te noch in der 160 Kilo­me­ter östlich von Pinar del Río gele­ge­nen Haupt­stadt Havan­na Zerstörungen angerichtet.

Gegen Mit­tag hat­te der Hur­ri­kan Kuba dann wie­der ver­las­sen. Nach Vor­aus­sa­ge des Natio­nal Hur­ri­ca­ne Cen­ter der USA soll­te er am Mitt­woch abend (Orts­zeit) die Westküste Flo­ri­das errei­chen. Der Gou­ver­neur des Bun­des­staa­tes, Ronald DeS­an­tis, rief für alle 67 Land­krei­se den Aus­nah­me­zu­stand aus.

»Ian« ist der vier­te Hur­ri­kan in der diesjährigen atlan­ti­schen Wir­bel­sturm­sai­son, die noch bis zum 30. Novem­ber dau­ert. Der Sturm traf Kuba zu einem schwie­ri­gen Zeit­punkt. Die ständig verschär e US-Blo­ck­a­­de hat neben der Coro­na­pan­de­mie, rückläufigen Tou­ris­ten­zah­len und – als Fol­ge der west­li­chen Sank­tio­nen gegen Russ­land – welt­weit stei­gen­der Ener­­gie- und Nah­rungs­mit­tel­prei­se zur schwers­ten Wirt­scha skri­se seit den 90er Jah­ren geführt. Versorgungsmängel, Lebens­­­mi­t­­tel- und Medi­ka­men­ten­knapp­heit sowie Stromausfälle prägen den All­tag der Bevölkerung.

Trotz der Schwie­rig­kei­ten wur­de unmit­tel­bar nach Durch­zug des Tro­pen­sturms mit den Aufräum- und Repa­ra­tur­ar­bei­ten begon­nen. Wie Cuba­de­ba­te berich­te­te, hat­ten sich, schon bevor der Sturm die Insel wie­der ver­ließ, 48 Elek­tri­ker­bri­ga­den aus ver­schie­de­nen Pro­vin­zen auf den Weg nach Pinar del Río gemacht. »

Jun­ge Welt (29.09.2022)